Erfolg muss nicht viel Geld bedeuten

von Inge Gareis

Erfolg – was versteht man eigentlich darunter?

Diese Frage wurde bei der 10. Podiumsdiskussion des Netzwerks Frauen für Offenbach mit dem Thema „Frauen und Erfolg – wie funktioniert´s?“ wiederholt gestellt.

Die Veranstaltung fand diesmal im Dachgeschoss des Klingspormuseums statt, und zum ersten Mal saß die Initiatorin des Netzwerks, Konstanze Schneider, auf der Seite der Interviewten. Die Frau des Ex-OB Horst Schneider hat mit den beiden anderen Podiumsgästen gemeinsam, dass alle im Anschluss an ihre Berufstätigkeit weiterhin ehrenamtlich tätig sind. Die Runde komplettierten Heide Khatschaturian, Künstlerin und Engagementlotsin des Landes Hessen, und Sybille Stallmann-Beseler, Vorstand des Freiwilligenzentrums in Offenbach (FzOF).

Betrachten einige Diskussionsgäste Erfolg traditionell als beruflichen Aufstieg, der entsprechend finanziell honoriert wird, wird Erfolg von anderen so verstanden, dass frau sich engagiert Ziele setzt, den Mut hat, das gewohnte Fahrwasser zu verlassen, und sich dafür einsetzt, Menschen zusammenzubringen. Die drei Podiumsgäste haben sich schon früh ehrenamtlich für andere Menschen eingesetzt, sich außerdem um die eigene Familie gekümmert und ein aktives Berufsleben geführt. Dies alles über mehrere Jahrzehnte mit Leidenschaft zu praktizieren, sei durchaus ein Erfolg, so die Meinung der Teilnehmerinnen der Veranstaltung, die von Ilka Mottscheller, selbst Netzwerkerin, moderiert wurde. Es sei wichtig, gespürten Impulsen nachzugeben, sowohl wenn es um Berufswünsche geht („Ich wollte schon immer gestalten“, „Lehrerin war schon als Kind mein Traumberuf“) als auch im Freizeitbereich („ich wollte einen Frauentreffpunkt gründen, weil es keinen gab“).

Der Wunsch, sich trotz eines gefüllten Alltags darüber hinaus ehrenamtlich zu engagieren, kann auch dem Gefühl erwachsen, „auf der Sonnenseite des Lebens“ aufgewachsen zu sein, oder dem Wissen, gerne mitzumischen und sich einzubringen in das gesellschaftliche Leben. Das sei wie eine Triebfeder, die einen dazu bringt zu versuchen, etwas zum Positiven zu verändern: „nicht nur meckern, sondern etwas tun!“. Außerdem habe sich das Ehrenamt gegenüber früher verändert: heute wollen Ehrenamtler mitgestalten, während ein Ehrenamt früher eher eine dienende Funktion hatte. Dieses Engagement führt zu großer Zufriedenheit und zu Glücksmomenten – da sind sich die Podiumsgäste einig, und die zahlreichen Teilnehmerinnen auch!

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Kommentare: 2
  • #1

    Elfriede Harth (Samstag, 03 März 2018 11:04)

    Ja, Ehrenamt kann sehr erfüllend sein, denn es im Gegensatz zu Lohnarbeit ist Selbstbestimmung hier eine wichtige Komponente. Die Frage ist nur, wer hat die materielle Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu betätigen? Ehrenamt braucht Zeit. Zeit, die für anderes dann nicht mehr da ist. Wenn jemand manche notwendige Tätigkeiten, wie die Pflege eines Angehörigen oder die Familienarbeit alleine bewerkstelligen muss, und evtl. noch nebenbei irgendwie Zeit verbraten muss, um den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen, dann ist Ehrenamt höchstens ein Wunschtraum oder purer Luxus. Mit anderen Worten, es braucht auch Geld, mit dem man/frau sich die notwendige Zeit für das Ehrenamt kaufen kann. Das mag seltsam klingen, aber es ist eine Realität. Mit Geld in der Tasche (weil mein Mann für den Familienunterhalt sorgt), kann ich Zeit für sonst notwendige Lohnarbeit kaufen und eben nicht lohnarbeiten gehen, sondern ehrenamtlich tätig sein. Wenn mir jemand wenigstens stundenweise die Pflege- oder Familienarbeit abnimmt (weil ich die Mittel haben, dafür zu bezahlen) hat mit wieder Geld ermoeglicht, die fürs Ehrenamt notwendige Zeit zu kaufen.
    Ja, Ehrenamt wird aus einer anderen Motivation gemacht, als um reich zu werden. Aber es setzt voraus, dass ich einen gesicherten Lebensunterhalt habe. Daher bin ich für das Bedingungsloses Grundeinkommen für Alle. Es waere die Grundlage dafür, entscheiden zu können, ob ich ein erfülltes Leben mit sinnstiftenden selbstbestimmten, sehr häufig gesellschaftlich wertvollen Tätigkeiten führe, wie viele ehrenamtliche Tätigkeiten sind, da sie dem Gemeinwohl zugute kommen, oder kostbare Lebenszeit damit verbringe, meine Haut irgendwo zu verkaufe, um die Miete und das Essen zu zahlen. Ganz abgesehen davon, dass ich ggf, auch noch vielleicht andere Familienmitglieder damit durchbringen muss.
    Welche gesellschaftlichen Bedingungen sind denn notwendig, damit möglichst alle (Frauen) mitten im Neoliberalismus ein sinnvolles, selbstbestimmtes Leben führen können? Der neoliberale Feminismus einer Ivanka Trump würde sagen: jede ist ihres Glückes Schmied, und selbst dran Schuld, wenn du dich nicht selbst für den Markt optimierst.

  • #2

    Frauen für Offenbach (Samstag, 03 März 2018 13:41)

    Liebe Frau Harth, vielen Dank für Ihren ausführlichen Kommentar. Sie haben das schön gesagt, dass Ehrenamt oft selbstbestimmte Arbeit ist. Das kann Lohnarbeit auch sein, aber natürlich nicht immer. Und natürlich ist es so, dass Ehrenamt nur funktioniert, wenn man die Zeit dafür aufbringen kann und dass ein Grundeinkommen bzw. die Sicherung des Lebensunterhalts dafür Voraussetzung ist, ist keine Frage. Nicht jeder hat dadurch die Chance sich ehrenamtlich engagieren. Aber auch das bedingungslose Grundeinkommen alleine, hilft nicht immer. Wenn es um die Pflege von Angehörigen geht, die teilweise rund um die Uhr betreut werden müssen, dann können diese Menschen auch keine weitere Zeit aufbringen für Ehrenamt. Oder alleinerziehende Eltern, die keine Großeltern in der Nähe haben. Wie soll sie sich noch um ein Ehrenamt bemühen?
    Unsere Frauen auf dem Podium haben auch darauf hingewiesen, dass sie privilegiert sind, teilweise durch ihre Männer auch unterstützt wurden in ihrer Tätigkeit und dadurch einiges an die Gesellschaft zurück geben konnten.
    Alles Liebe